Montag, 23. April 2007

SES Research: FLUXX-Aktien halten

Der Analyst von SES Research, Jochen Reichert, stuft die FLUXX-Aktie nach wie vor mit "halten" ein. Aufgrund der aktuellen rechtlichen und politischen Debatte über ein weitreichendes Verbot privater gewerblicher Lottovermittler sowie für Sportwetten in Deutschland habe FLUXX im zweiten Halbjahr 2006 damit begonnen, die Geschäftsaktivitäten Zug um Zug ins Ausland zu transformieren sowie dort neue aufzubauen: Im Februar 2007 habe die Tochter JAXX Ltd. eine Wettlizenz in Großbritannien erhalten. In 2006 habe FLUXX Telefónica und Yahoo! für den gemeinsamen Vertrieb von Lotto-Produkten über das Internet in Spanien als Partner gewonnen. myBet.com (Sportwetten) forciere die Neukundengewinnung im Ausland sowohl über neue Franchise-Partner als auch über das Internet.

Gleichzeitig habe FLUXX bekannt gegeben, unter dem gegebenen rechtlichen und politischen Umfeld keine weiteren Investitionen in Deutschland vorzunehmen. Dies bedeute, dass FLUXX aufgrund der rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen des Glücksspielmarktes das Unternehmen strategisch neu in der Art und Weise ausrichte, als würde der neue, von den Ministerpräsidenten verabschiedete Glücksspielstaatsvertrag auch ratifiziert werden. Bei einer Ratifizierung sei ab 2009 der Vertrieb von staatlichen Lottoprodukten durch private gewerbliche Online-Ticketbroker verboten.

Für ihre revidierten Prognosen würden die Analysten von zwei zentralen Annahmen ausgehen. Erstens würden sie unterstellen, dass es auch nach dem Jahr 2008 weiterhin möglich sein werde, Lotterieprodukte des deutschen Toto- und Lottoblocks sowohl über das Internet als auch stationär zu verkaufen. Zweitens gehe man davon aus, dass die Sportwetten-Tochter myBet.com ihr Geschäft erfolgreich ins Ausland transferieren könne. Die rechtlichen Risiken würden die Analysten von SES Research in ihrem DCF-basierten Kursziel durch einen hohen Risikoabschlag berücksichtigen.

Zwischen 2006 und 2009e erwarte man einen durchschnittlichen Umsatzanstieg p.a. von 12,6%. Im Lottogeschäft gehe man von einem durchschnittlichen Umsatzanstieg von 9,9% auf 24,9 Mio. EUR aus. Wesentliche Treiber im Lotteriebereich würden die Online-Plattformen jaxx.de, freenet und AOL, der sukzessive Ausbau des deutschen Stationärgeschäfts sowie die Aktivitäten in Spanien sein. Bei Sportwetten erwarte man einen Umsatzanstieg von 29,3 Mio. EUR in 2006 um 14,7% p.a. auf 44,3 Mio. EUR in 2009e.

Treiber des Wachstums sollten der Ausbau des Franchise-Konzepts in den ausländischen europäischen Märkten sowie die direkte Neukundengewinnung über das Portal myBet.com sein. In 2007 erwarte man ein EBIT von minus 1,2 Mio. EUR. Kundenakquisitionskosten im Sportwetten- und Casino-Bereich sowie der Aufbau des Geschäfts in Spanien und Großbritannien sollten im laufenden Geschäftsjahr zu weiter hohen Marketing- und Vertriebsaufwendungen führen.

Die Trendwende auf der EBIT-Ebene würden die Analysten in 2008e erwarten. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen (im Wesentlichen Marketing und Vertriebsprovisionen) sowie die Personalaufwendungen dürften deutlich unterproportional steigen. Entsprechend erwarte man in 2008e ein EBIT von 1,3 Mio. EUR (Marge: 2,0%).

FLUXX befinde sich derzeit in einem Dilemma. Viele Argumente sprächen dafür, dass der Glücksspielstaatsvertrag doch nicht ratifiziert werde (Verstoß gegen EU-Recht, nicht mit den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts vereinbar, etc.). Dies würde dafür sprechen, Deutschland weiterhin als Kernmarkt zu betrachten. Dagegen spreche allerdings, dass entgegen jeglichen rechtlichen und ökonomischen Aspekten der Glücksspielstaatsvertrag voraussichtlich doch ratifiziert werde. Somit sei die zweigleisige Strategie von FLUXX, in Deutschland den Markt mit bestehenden Produkten weiter zu bedienen, aber von Investitionen abzusehen und gleichzeitig die Aktivitäten schrittweise ins Ausland zu verlagern, als richtig zu werten.

Sollte der Glücksspielstaatsvertrag nicht ratifiziert werden, sei FLUXX mit einem bestehenden Produktportfolio sowie mit einer bestehenden Vertriebsstruktur weiter präsent. Sollte allerdings ein Verbot tatsächlich kommen, habe FLUXX bereits erste Aktivitäten im Ausland aufgebaut. Jedoch berge die Auslandsstrategie erhebliche Risiken. Der Online-Anteil von Lotto in Spanien liege unter einem Prozent und hinke dem deutschen Markt (Anteil: 5,5%) deutlich hinterher. In Großbritannien treffe FLUXX auf einen bestehenden liberalisierten Wettmarkt. Daher erachte man es als anspruchsvoll, auf dem Markt Fuß zu fassen. In den neu liberalisierten Märkten (z.B. Sportwetten in Spanien) würden die etablierten internationalen Sportwetten-Anbieter mit eigenen Angeboten kommen.

Solange keine Klarheit über die zukünftige rechtliche Ausgestaltung des deutschen Glücksspielmarktes vorliege, seien Umsatz- und EBIT-Prognosen mit einer hohen Unsicherheit behaftet. Die Expansion ins Ausland erachte man aufgrund der rechtlichen Risiken in Deutschland betreffend den Glücksspielmarkt als folgerichtig. Jedoch bleibe aus der Analysten-Sicht - neben dem Ausgang der zukünftigen rechtlichen Ausgestaltung des Glücksspielmarktes in Deutschland - abzuwarten, inwieweit FLUXX die eingeschlagene Auslandsexpansion erfolgreich umsetzen könne.

Die Analysten von SES Research belassen das Rating für die Aktie von FLUXX auf "halten". Ihr neues, betreffend die rechtlichen Unsicherheiten risikoadjustiertes DCF-Kursziel laute 4,40 EUR. (Analyse vom 16.04.2007)

Quelle: aktiencheck.de

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