Der Deutsche Olympische Sportbund berichtete wie folgt über die "Konferenz der Destinatäre" in Berlin, bei der diese sich dafür aussprachen, auch weiter Glücksspielgelder zu erhalten:
Sportfunktionäre und Politiker haben sich für einen neuen Glücksspiel-Staatsvertrag ausgesprochen, mit dem die Ministerpräsidenten der Länder das staatliche Sportwettenmonopol fortschreiben wollen.
Die Sportverbände profitieren von Erlösen aus Lotto und Toto. Das ist das Fazit einer „Konferenz der Destinatäre“ unter dem Motto „Erfolgreiche Gemeinwohlförderung durch Lotto“, zu der in die Vertretung des Freistaats Bayern beim Bund in Berlin eingeladen wurde. Musikfestivals wie in Schleswig-Holstein, das neue Gehege für Eisbär Knut, der Denkmalsschutz, Fördergelder für karikative und soziale Dienste sowie die Förderung des Breitensports - all dies werde durch die gemeinwohlorientierten Ausschüttungen der Lotto- und Totogesellschaften ermöglicht. So hieß in den Debatten der Veranstaltung, die von der ehemaligen Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) moderiert wurde.
DTB-Präsident Brechtken: Übungsleiter-Ausbildung kann nur mit Mitteln aus Lotto und Toto finanziert werden
Der Präsident des Deutschen Turner-Bundes, Rainer Brechtken, sprach sich entschieden für den Fortbestand des Status quo aus. „Private Anbieter spendieren Trikots, sonst sind sie überwiegend nur im Vorfeldsektor der Profiligen tätig - mit dem Breitensport haben sie nichts am Hut“, unterstrich Brechtken. „Käme es zu einer Liberalisierung, würden die Privaten den Markt anheizen. Las Vegas wäre gar nichts dagegen.“ Überhaupt könne heute die Ausbildung lizensierter Übungsleiter nur mit Mitteln von Lotto und Toto finanziert werden; Gleiches gelte für die Sportgeräteanschaffung und für den Bau von Vereinssportstätten.
Die Struktur an der Basis des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) mit insgesamt 900.000 Mitgliedern könne der Spitzenverband nicht finanzieren und vorhalten, unterstrich DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop. Allein mit den Breitensportmitteln aus den Lotto- und Totogesellschaften der Bundesländer werde diese Basisförderung garantiert. Kinder und Jugendliche im kleinen Wettkampfsport, aber auch die Aktivitäten für Senioren - in Zeiten des demografischen Wandels ein Wachstumsfeld - würden im wesentlichen durch diese Gemeinwohlabgaben fundamentiert. Dr. Prokop bezweifelte, dass die EU-Kommission letztendlich das staatliche Sportwettenmonopol untersagen werde: „Wettbewerbs- und Dienstleistungsfreiheit innerhalb der Gemeinschaft sind das eine Grundprinzip. Der deutsche Weg der Gemeinwohlorientierung und unser kulturelles Wertesystem sind sehr starke Säulen, die bei einer Interessensabwägung geschützt werden müssen.“
CDU-Sportsprecher Riegert: Geld von privaten Wettanbietern an Profivereine ist keine Sportförderung
Klaus Riegert, sportpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, brachte zum Ausdruck, Gelder an Profivereine von privaten Wettanbietern seien keine Sportförderung. „Jugendmannschaften im Fußball werden nicht von der Deutschen Fußball-Liga und auch nicht von bwin finanziert“, sagte Riegert. Erneut forderte er „einen Staatsvertrag und kein Kommerzmodell“. Gerade vom Fußball erwartet Riegert eine „gewisse Solidarität“ für die Gemeinwohlbelange des gesamten Sports und somit die Aufgabe des angedachten Sonderweges.
Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Gerster setzte sich für einen Fortbestand des staatlichen Sportwettenmonopols ein. „Wir müssen das gute System erhalten“, sagte Gerster, der auch Präsident des Deutschen Sportakrobatik-Bundes ist. „Es gibt keine Alternative, weil die Erlöse für den guten Zweck ausgezahlt werden.“ Gerade sein Verband könnte Enormes aus Lotto- und Totomitteln finanzieren. So würden im Saarland 10.000 Euro für die Jugendförderung aufgebracht.
Toto-Lotto-Geschäftsführer: Nur das staatlcihe Glückspielmonopol gewährleistet Finanzierung des Breitensports
Dr. Friedhelm Repnik, Geschäftsführer der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg und „Federführer“ des Deutschen Lotto- und Totoblocks, erklärte, die „Allianz zwischen Spiel und Gemeinnützigkeit“ sei einmalig und werde jährlich mit 3,2 Milliarden Euro Steuern und Abgaben bekräftigt. Durch die staatlich geregelte Unterstützung aus Lotto- und Totomitteln würden etliche gemeinnützige Felder gefördert – manche könnten nur dadurch getragen und aufrechterhalten werden. Dr. Repnik: „Im Gegensatz zur Orientierung an gemeinnützigen Interessen richten sich kommerzielle Anbieter rein am Profit aus. Private Anbieter betreiben keine Sportförderung, sondern gewinnorientiertes Sponsoring, welches immer Marketingmaßnahmen als Gegenleistung erwartet. Sie zielen auf Gewinnmaximierung, um Aktionärsansprüche zu befriedigen und dienen keinen gemeinwohlorientierten Zwecken.“
Der ehemalige Landespolitiker machte deutlich, dass nur das staatliche Glücksspielmonopol die einmalige Finanzierung des Breitensports nachhaltig gewährleisten könnte. Weiter sagte Dr. Repnick: „Unabhängig davon wäre die Erwirtschaftung einer vergleichbaren Summe in der Größenordnung von 3,2 Milliarden Euro für das Gemeinwohl durch Steuern bei einer Öffnung des Marktes nicht möglich. Wenn wir als Berechnungsgrundlage nur einmal den britischen Steuersatz von etwa zwei Prozent auf den Spieleinsatz verwenden, müsste sich der wöchentliche Pro-Kopf-Spieleinsatz in Deutschland von derzeit zwei Euro auf 40 Euro verzwanzigfachen.“
Quelle: DOSB - Deutscher Olympischer SportBund www.dosb.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen