Montag, 15. Oktober 2007

Britische Glückspielstudie: Trotz Marktausweitung kein erhöhtes problematisches Glücksspielverhalten

von Alla Kolpakova

Die britische Glücksspielkommission veröffentlichte kürzlich eine umfangreiche Glückspielstudie unter dem Titel „Gambling Prevalence Survey 2007“, die im Auftrag der Kommission vom National Centre for Social Research durchgeführt wurde.

Die Glücksspielkommission (http://www.gamblingcommission.gov.uk/) wurde im Oktober 2005 in Umsetzung des neuen britischen Glücksspielgesetzes (Gambling Act 2005) gegründet. Die Kommission übernahm vom britischen Glücksspielausschuss die Aufsicht über Spielbanken, Spielautomaten, Bingo und Lotterie. 2007 kamen als weitere Aufgaben die Überwachung der Wetten, der Jugendschutz, der Schutz von Risikogruppen sowie die Unterstützung von Spielabhängigen hinzu. Die Kommission ist unabhängig und wird vom britischen Ministerium für Kultur, Medien und Sport finanziert.

Der Bericht ist die Fortsetzung einer Studie aus dem Jahr 1999 und soll die Entwicklung des Spielverhaltens analysieren, Daten liefern und problematisches Spielverhalten aufzeigen. Seit 1999 hat sich das Glückspielangebot in Großbritannien grundlegend geändert, was auf der Änderung der Gesetzeslage und vor allem auf dem breiteren Angebot beruht. Die Befragung soll die aktuelle Lage angesichts des im September 2007 in Kraft getretenen neuen Glücksspielgesetzes darstellen.

Für eine vollständige Untersuchung wurden auch die jüngeren Glückspielarten, wie Wettterminals, Online-Wetten und Wettbörsen einbezogen. Dabei wurden zwei Fragebögen verwendet, zum einen nach der vierten Ausgabe des Diagnostic and Statistical Manual of the American Psychiatric Association (DSN IV) und zum anderen nach dem Canadian Problem Gambling Severity Index (PGSI).

Drei Hauptziele der Studie

Die Befragung verfolge drei Hauptziele: Erstens sollte festgestellt werden, wie hoch die Teilnehmerzahl im kommerziellen und privaten Glücksspiel ist. Besonderes Augenmerk war auf die Einnahmen und Ausgaben gerichtet. Zweitens sollt das problematische Glücksspielverhalten eingeschätzt werden, wobei es auf die Frage ankam, welche Glückspielarten hierbei besonders gefährlich sind. Das dritte Ziel war es, die sozialen und demographischen Faktoren in Verbindung mit dem Glücksspiel zu untersuchen.

Wer spielt was?

68% der britischen Bevölkerung, d.h. ca. 32 Millionen Erwachsene, beteiligten sich in den letzten Jahren an verschiedenen Arten des Glücksspiels. Die beliebteste Glückspielart der Briten ist dabei nach wie vor die Lotterie (National Lottery Draw) mit 48% der Teilnehmer, gefolgt von Rubbellosen mit 20% Teilnehmer, Pferderennen mit 17% und Glücksspielautomaten mit 14%. Die Beteiligungszahl bei den neueren Glückspielarten wie Wetten über das Internet liegt bei 6%, bei den Wettbörsen bei 3 % und bezüglich Wettterminals bei 4%. Die traditionellen Casinos und Casinospiele haben eine Teilnehmerzahl von 4%.

Problematisches Glücksspielverhalten

Ein problematisches Verhalten ist nur bei ca. 0,6% (DSM IV) oder 0,5% (PGSI) der Bevölkerung über 16 Jahren festgestellt worden. Trotz des breiteren Angebots hat sich diese Zahl seit 1999 nicht geändert. Nur bei der staatlichen Lotterie ist der Wert von 1,2% leicht auf 1,3% der Lotterieteilnehmer angestiegen. Allgemein ist somit etwa 1 von 200 Erwachsenen gefährdet. Der Vorsitzende der Glückspielkommission, Peter Dean, sprach von einem überraschenden Ergebnis der Studie, da mehr als 99% der Glücksspielteilnehmer von insgesamt 32 Millionen als risikofrei beurteilt wurden.

Ansonsten zeigt die Untersuchung, dass das gefährdete Geschlecht eher die Männer sind, der höhere Gefährdungsprozentsatz liegt vor allem bei der jüngeren Altersgruppe. Weitere gefährdete Gruppe sind dabei Familienväter mit niedrigem Einkommen. Auffallend ist, dass der regelmäßige und suchtgefährdete Spieler ein starker Raucher und Trinker ist. Die meisten von ihnen haben körperliche Beschwerden.

Laut der demographischen Untersuchung nach DSM IV zeigt sich das problematische Spielverhalten überwiegend bei Asiaten und Briten asiatischen Ursprungs sowie Schwarzen und Briten afrikanischen Ursprungs. Nach dem PGSI sind geschiedene oder allein stehende Menschen, Menschen mit weniger qualifizierten Ausbildung und vor allem Menschen bis 55 Jahren zum problematischen Glücksspielverhalten prädestiniert. Die höchste Rate der Gefährdeten ist dabei bei den Glückspielarten auffällig, die schnelle, unmittelbare Gewinne eines höheren Betrags versprechen. Diese Arten sind zum Beispiel Wettterminals und Wettbörsen.

Im internationalen Vergleich ist der Prozentsatz des problematischen Spielverhaltens bei der britischen Bevölkerung unter dem in Norwegen, jedoch vergleichbar mit dem Prozentsatz in Kanada, Neuseeland, Schweden und der Schweiz. Höher ist dagegen der Prozentsatz in Afrika, US, Singapur, Macao und Hongkong.

Fazit

Fazit der Studie ist, dass der Anteil beim problematischen Glücksspielverhalten in Großbritannien seit 1999 trotz des breiteren Angebots der Spielarten und -möglichkeiten nicht angestiegen ist. Es gibt einen konstanter Bevölkerungsanteil, der eine Neigung zur Spielsucht hat. Dieser Wert ist gering und unverändert geblieben.


aus: Sportwettenrecht aktuell Nr. 89

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