In zahlreichen Pressemitteilungen verlautbarte West-Lotto in der letzten Woche, dass die deutschen Lottogesellschaften beabsichtigen, sich ab Oktober dieses Jahres dem Euro-Lotto anzuschließen. Euro-Lotto soll im Verbund mit acht europäischen Ländern angeboten werden. Jede Woche sollen dann mindestens 10 Millionen Euro ausgespielt werden und alle zwei Jahre sollen sogar bis zu 90 Millionen Euro beim Euro-Jackpot geknackt werden können. Der wöchentliche Traum vom Superreichtum für einen Einsatz von nur 2,- €.
Der Haken an der Geschäftsidee? Die deutschen Lottogesellschaften könnten bei ihren Plänen über die hehren Ziele stolpern, die sie sich zum Erhalt des rechtlich umstrittenen Glückspielmonopols – insbesondere der Sportwette - auferlegt haben.
Denn nach dem seit 01.01.2008 geltenden Glückspielstaatsvertrag steht das Glückspielangebot unter dem Verdikt, das Entstehen von Glücksspielsucht und Wettsucht zu verhindern (§ 1 GlüStV).
"Die Euro-Millions-Pläne der Lottogesellschaften demaskieren die heuchlerischen Argumente, die von den Lottogesellschaften für den Erhalt des stattlichen Monopols vorgebracht werden. Es liegt doch auf der Hand, dass ein Euro-Jackpot ausschließlich aus wirtschaftlichen Interessen eingeführt werden soll. Allein die Tatsache, dass wöchentlich ein zweistelliger Millionenjackpot ausgespielt wird, stellt einen Anreiz dar, der gezielt zur Teilnahme auffordert und den Kunden zum Spielen anreizt und ermuntert. Beweisen lässt sich das bereits durch die Tatsache, dass die Spielteilnahme bei Jackpots von über 10 Millionen rapide ansteigt." kommentiert Markus Maul vom Verband der Europäischen Wettunternehmer (VEWU).
Das sieht wohl auch der Fachbereich Glückspielsucht der Länder so. Nachdem West-Lotto beim Landesinnenministerium NRW kürzlich den erforderlichen Antrag für die Zulassung der Mega-Millionen-Euro-Jackpot-Jagd gestellt hat, hat man sich von dort aus dagegen ausgesprochen; die Pläne wären "nicht vertretbar!".
"Angesichts der eindeutigen Rechtswidrigkeit des Vorhabens könnte man auf die Idee kommen, dass die Lotto-Chefs das Antragsverfahren nur zum Schein eingeleitet haben, um eine Ablehnung zu provozieren und anschließend sagen zu können: "Seht her, wie gut unser Glückspielstaatsvertrag funktioniert" so Markus Maul.
Aber West-Lotto Chef Winfried Wortmann hält dagegen. Das neue Spiel sei seiner Ansicht nach hochattraktiv, aber harmlos; vielmehr würden die Kunden dadurch sogar von gefährlicheren Spielen im Internet abgehalten.
"Diese Argumentation ist ungefähr so, als wenn man es begrüßen würde, wenn Bier in der Schule ausgeschenkt wird, damit die Jugendlichen in der Disco keine Alkopops trinken. Fakt ist: Den Lottogesellschaften laufen aufgrund der Fesseln, die sie sich mit dem Glückspielstaatsvertrag auferlegt haben, die Kunden weg und die Geschäftsführer suchen nach neuen Einnahmequellen. Das ist wirtschaftlich gesehen zwar verständlich, die Lottochefs vergessen jedoch, dass sie sich nach dem Sportwetten-Urteil des Bundesverfassungsgerichts den Heiligenschein der Suchtprävention aufgesetzt haben und dass ihr unternehmerisches Handeln nun nur noch von dessen Licht geleitet werden darf. Die Euro-Millions-Pläne liefern einen weiteren Beweis dafür, dass das Glückspielmonopol in der Realität nicht der Zielsetzung folgt, die zu seiner Rechtfertigung proklamiert wird. Das wird am Ende auch der Europäische Gerichtshof feststellen." so Markus Maul abschließend.
Kontakt:
VEWU - Verband Europäischer Wettunternehmer
Repräsentanzbüro Deutschland
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