Unsichere Rahmenbedingungen
Nach Einschätzung des Deutschen Derivate Instituts e.V. (DDI) sind die von der Wiener Extra Sportwetten AG begebenen Sportzertifikate Sportwetten und sollten daher nicht an deutschen Wertpapierbörsen notiert sein.
Dieter Lendle, Geschäftsführender Vorstand des DDI, macht auf Probleme bei Sportzertifikaten aufmerksam: „Mit der Verwendung des Zertifikate-Begriffs wird die wachsende Popularität von Zertifikaten als Anlageinstrument ausgenutzt. Dabei darf nicht übersehen werden, dass mit Sportzertifikaten eine ganze Reihe ungelöster Probleme verbunden ist.“
Unsicherere Rahmenbedingungen sieht das DDI insbesondere an folgenden Stellen:
- Umgehung des Staatlichen Wettmonopols
Noch ungeklärt ist die Frage, ob mit den Sportzertifikaten das staatliche Wettmonopol umgangen wird. Gegenwärtig ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts des verbotenen Veranstaltens eines Glücksspiels. Der offensichtliche Gegensatz zwischen deutscher und europäischer Rechtsprechung bzw. Gesetzgebung beinhaltet für Anbieter und Anleger offene Risiken.
- Keine Beratung durch Banken
Im Beratungsgeschäft der Banken könnten ernsthafte Probleme entstehen. Bankberater können über Kapitalanlagen aufklären, verfügen jedoch über keine Expertise zu Sportwetten. Zahlreiche Rechtsstreitigkeiten wegen Beraterhaftung könnten die Folge sein.
- Verbindlichkeit der Geschäfte
Durch Spiel oder Wette wird eine Verbindlichkeit nicht begründet. Daran ändert allein eine Verbriefung der Wette in Form eines Zertifikats nichts. Die rechtliche Verbindlichkeit abgeschlossener Geschäfte über Sportzertifikate ist daher zweifelhaft.
- Manipulationen im Sport
Ungeklärt ist die Frage, was bei Manipulationen im Sportbereich geschieht. Während Fehlberechnungen bei Finanzmarktgeschäften nach festgelegten Regeln berichtigt werden, sind nachträgliche Korrekturen bei Sportwetten mit erheblichen Unsicherheiten verbunden.
Mit Wetten auf den deutschen Fußballmeister oder Tabellenplatzierungen in der Fußball-Bundesliga im Mantel einer Inhaberschuldverschreibung wird das ungeschützte Label „Zertifikat“ in die Nähe der Zockerei gerückt. Die überzeugende Entwicklung des Zertifikatemarktes in Richtung des konservativen Anlagegeschäfts erfährt einen Tabubruch, der unabsehbare Folgen haben kann. Eine Flut von Wettangeboten mit Wertpapierausgestaltung ist zu befürchten. Angesichts der staatsanwaltschaftlichen ermittlungen ist das Delisting an der Frankfurter Wertpapierbörse zu begrüßen. Um möglicherweise entstehenden Schaden von Privatanlegern abzuwenden, sollte auch die Berliner Börse diesem Schritt folgen. Für DDI-Vorstand Lendle ist klar: „Sportwetten gehören nicht an die Börse.“
Pressemitteilung des DDI vom 13. April 2007
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