Donnerstag, 20. Mai 2010

Goldmedia: Kontrollverlust im deutschen Glücksspielmarkt

- Aktuelle Regelungen im deutschen Glücksspielmarkt stärken Markt im rechtsgrauen Raum und fördern Schwarzhandel

- Ohne den bislang verbotenen Onlinevertrieb sind Glücksspielprodukte heute nicht mehr zeitgemäß

- Anstehende Neuregelungen bieten Chance, nicht gewollte Effekte zu korrigieren und ans Ausland verlorene Marktanteile zurückzugewinnen

- Neue Goldmedia-Studie analysiert verschiedene Entwicklungsszenarien bis 2015 mit stark differenten Wirkungen auf den Glücksspielmarkt

Berlin, den 19. Mai 2010. Durch die restriktiven Regelungen des Glücksspielstaatsvertrages aus dem Jahr 2008 entwickeln sich große Teile des deutschen Glücksspielmarktes unkontrolliert und werden von ausländischen Anbietern abgeschöpft. Die Folgen sind fiskalische Einbrüche bei Staatseinnahmen und Sportsponsorings sowie das weitere Abwandern der Spieler auf ausländische Glücksspiel-Angebote, ganz besonders im zunehmend attraktiven Online-Bereich.

Das Beratungsunternehmen Goldmedia (http://www.goldmedia.com) hat in der aktuellen Studie „Glücksspielmarkt Deutschland 2015“ die Auswirkungen des Glücksspielstaatsvertrages, der mit Blick auf die Suchtprävention das staatliche Monopol stärkt und Online-Vertrieb sowie Glücksspiel-Werbung verbietet, eingehend analysiert und mögliche Entwicklungsszenarien bis 2015 beschrieben. Die Studie wurde heute in Berlin veröffentlicht.

Veränderungen auf dem Glücksspielmarkt haben starke gesamtwirtschaftliche Auswirkungen. Abhängig sind zum Beispiel der Werbemarkt, damit auch die Medien- und Telekommunikationsbranche sowie das Gaststättengewerbe. Hauptsächlich profitieren die Landeshaushalte durch Steuer- und Zweckabgaben, die mit dem Glücksspiel generiert werden. 2009 waren das nach Goldmedia-Schätzung 4,6 Mrd. Euro. (inkl. Unterhaltungsautomaten). Seit 2005 fehlen in den Länderkassen kumuliert 2,4 Mrd. Euro (ohne Unterhaltungsautomaten).

„Die anstehende Neuordnung des Glücksspielstaatsvertrags, die spätestens bis Ende 2011 erfolgen muss, bietet die Chance zur Überprüfung nicht gewollter Effekte“, betont Studienautor und Senior Consultant Dr. Michael Schmid. „Das gilt insbesondere für die Regulierung der bislang verbotenen Angebote im Internet. Ohne Onlinevertrieb ist der Glücksspielmarkt heute nicht mehr zeitgemäß. Zudem bewirken die aktuellen Regelungen, dass neben dem regulierten und erlaubten Markt vor allem der sogenannte „unregulierte“ Markt weiter anwächst – ein Bereich, der von privaten Anbietern überwiegend mit Lizenzen im Ausland betrieben wird und heute rund 1,5 Mrd. Euro, damit ca. 25 Prozent der Bruttospielerträge ausmacht. Mit dem Schwarzmarkt, der sich im Bereich der Sportwetten entwickelte, sind es sogar 1,7 Mrd. Euro. Diese Marktanteile könnten nach Deutschland zurückgeholt werden.“

Goldmedia hat in der neuen Studie die Marktwirkungen verschiedener Szenarien betrachtet: Erstens die Fortführung der bisherigen restriktiven Regelungen (Ist-Szenario), zweitens die regulierte Zulassung privater Anbieter (sanfte Regulierung) und drittens die weitgehende Öffnung des Glücksspielmarktes. (Umfangreiche Marktöffnung) Nachhaltig sind vor allem die Wirkungen auf das Verhältnis von „reguliertem Markt“ (durch die geltenden Rechtsvorschriften geregelte und erlaubte Angebote) und „unreguliertem Markt“ (Anbieter im rechtsgrauen Raum und im Ausland). Der Anteil des unregulierten Marktes würde je nach Szenario zwischen 30 und nur noch ein Prozent variieren. (Ohne Einbeziehung gewerblicher Spielautomaten)

„Forderungen nach einer staatlich regulierten und kontrollierten Öffnung der Glücksspielmärkte werden derzeit sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf politischer Ebene wieder häufiger diskutiert“, beschreibt Studienautor Dr. Michael Schmid die Erfahrungen aus den Marktanalysen. „Eine Regulierung, die den Onlinevertrieb im Allgemeinen und in der EU lizenzierte private Onlineangebote im Speziellen ausklammert, geht allerdings schlichtweg an der Realität vorbei. 2009 hatte Online-Glücksspiel (inklusive Lotto) bereits eine Marktgröße von rund 1 Mrd. Euro nach Bruttospielertrag. “

Entwicklungsszenarien und ihre Marktwirkungen bis 2015 (1)

Szenario 1 – Ist-Szenario:

Bleiben die restriktiven Vorschriften des Glücksspielstaatsvertrages auch nach der Neuverhandlung bestehen, gehen dem regulierten Glücksspielmarkt bis 2015 gegenüber 2009 weitere 1,5 Mrd. Euro (Bruttospielerträge)(2) verloren.

Der Anteil des unregulierten Marktes, der vor allem aus ausländischen Onlineangeboten besteht, würde weiter ansteigen und nach Goldmedia-Prognosen von 22 Prozent (2009) auf knapp 30 Prozent des Gesamtmarktes im Jahr 2015 anwachsen.

Szenario 2 – Sanfte Regulierung:

Sollte es zu einer regulierten Zulassung privater Anbieter kommen – insbesondere bei der Lottovermittlung und bei Sportwetten sowie zur Erlaubnis von Glücksspielwerbung ähnlich der Situation in Deutschland vor Einführung des Glücksspielstaatsvertrages, würde das Marktvolumen im regulierten Bereich im Jahr 2015 um 1,9 Mrd. Euro höher liegen als 2009. Gegenüber dem Ist-Szenario entstünden dadurch im Jahr 2015 über 3,4 Mrd. Euro Zusatzerlöse.

Der Anteil des unregulierten Marktes würde 2015 nur noch rund elf Prozent betragen. Stationäre Wettangebote sowie die online erwirtschafteten Umsätze durch Sportwetten und Lottoangebote könnten wieder legalisiert werden und in Deutschland für versteuerbares Einkommen sorgen.

Szenario 3 – Umfangreiche Marktöffnung:

Sollte der Glücksspielmarkt sehr umfangreich geöffnet werden, würde das Plus im regulierten Gesamtmarkt bei 3,7 Mrd. Euro gegenüber 2009 liegen. In diesem Szenario – in etwa mit der aktuellen Situation in Großbritannien vergleichbar – gebe es zusätzlich eine freiere Konzessionierung im Sportwettenbereich, ferner wären Online-Vertrieb für Casino-Produkte und private Anbieter für Online-Casinospiel erlaubt.

Der unregulierte Markt würde im Jahr 2015 mit lediglich ein Prozent Marktanteil kaum noch eine Rolle spielen. Der zurzeit hohe Schwarzmarkt-Anteil im Sportwettenbereich von 2009 geschätzten 1,0 Mrd. Euro Spieleinsatz würde gleichzeitig an Größe verlieren. Gegenüber dem Jahr 2015 im Ist-Szenario entstünde in diesem Modell ein zusätzliches jährliches Marktvolumen nach Bruttospielertrag in Höhe von über fünf Mrd. Euro.

Anmerkungen im Text

(1) Alle Angaben ohne gewerbliche Unterhaltungsautomaten und ohne Schwarzmarkt Wetten
(2) Bruttospielerträge = Spieleinsätze ohne Gewinnauszahlungen


Quelle: Die Studie „Glücksspielmarkt Deutschland 2015“ erfasst die Entwicklungen des Glücksspielmarktes in Deutschland von 2005 bis 2009 und enthält Prognosen zur Marktentwicklung bis 2015. Die Studie ist die Nachfolgepublikation von „Online Betting & Gambling 2010“, Goldmedia 2006. Seitdem gab es in Deutschland erhebliche Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen. Die aktuelle Studie zieht Bilanz und bietet eine fundierte Datenbasis zum Gesamtmarkt sowie zu den Spielerträgen und Marktanteilen der einzelnen Glücksspiel-Segmente Lotto, Casino, Automaten, Poker und Wetten, analysierte dabei stationäre sowie Online-Vertriebswege. Die Studie betrachtet sowohl den regulierten als auch unregulierten Glücksspielmarkt. Damit veröffentlicht Goldmedia die erste Studie, die den deutschen Glücksspielmarkt komplett untersucht.

Die Key Facts der Studie (12 Seiten, ohne Marktprognose) stellt Goldmedia Interessenten kostenlos zur Verfügung. Bestellung über: www.Goldmedia.com

Die komplette Studie „Glücksspielmarkt Deutschland 2015“ (130 Seiten, 112 Abb./Charts) ist kostenpflichtig und kann unter www.goldmedia.com bestellt werden.

Pressemitteilung der Goldmedia GmbH

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