Sonntag, 29. November 2009

Pressestimmen zum Wettbetrugsskandal (Welt am Sonntag)

Die Sonntagszeitung "Welt am Sonntag" interviewte die Geschäftsführer der vier Ligaverbände Deutsche Fußball Liga (DFL), Deutsche Eishockey Liga (DEL), Basketball-Bundesliga (BBL) und Handball-Bundesliga (HBL), die sich kürzlich zu der Initiative Profisport Deutschland (IPD) zusammen geschlossen haben. Themen waren u. a. der Wettbetrugsskandal und der Glücksspielstaatvertrag. Die Ligenvertreter sprachen sich für ein Lizensierungssystem für den Sportwettenmarkt aus, von dem auch der Breitensport profitieren solle. Man wünsche eine "kontrollierte Marktöffnung unter staatlicher Kontrolle".

Auszüge aus dem Interview:

Welt am Sonntag: Bei welchem politischen Prozess wären Sie gern gehört worden?

Pommer (BBL): Beim Glücksspielstaatsvertrag haben wir vor dessen Verabschiedung gute Argumente vorgebracht, aber kein Gehör gefunden. Man stellt jetzt fest, dass dieser Vertrag nur Verlierer hat: die Fans, die Ligen, die Klubs, aber auch der Monopolist Oddset, bei dem die Einnahmen lotrecht nach unten gesackt sind. Wir möchten für eine Neustrukturierung dieses Vertrages werben, für eine seriöse Lizenzierung von vernünftigen Anbietern, die es den Fans ermöglichen, legal zu wetten. Wichtig ist, dass auch der Breitensport, der durch die Verluste von Oddset ebenfalls finanziell leiden muss, von dieser Neuregelung profitiert.

Frank Bohmann (HBL): Es ist bezeichnend, dass der einzig legale Wettanbieter in Deutschland einen Marktanteil von gerade einmal acht Prozent hat. 92 Prozent dieses Marktes finden also woanders, nur nicht in Deutschland statt. Das hat verheerende Folgen für den Breitensport. Aber auch der Profisport steht auf der Verliererseite, verliert zum Beispiel wichtige Werbepartner. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen haben es Wettanbieter leichter, in der Illegalität zu agieren.

Welt am Sonntag: Ist es nicht angesichts des Wettskandals im Fußball ein denkbar ungeeigneter Zeitpunkt, um den Wettmarkt zu öffnen?

Pommer (BBL): Nein. Ein neuer Glücksspielstaatsvertrag wird sicher nicht alle Probleme lösen. Was wir aber anstreben, ist eine feste Lizenzierung für eine überschaubare Anzahl von Anbietern, die dazu noch verpflichtet werden, die so dringend benötigten Abgaben für den Breitensport zu liefern.

Seifert (DFL): Der Profisport hat bei der Diskussion um die Neuordnung des Wettmarktes versäumt zu betonen, dass das Lotteriemonopol des Staates nicht zur Debatte steht. Die Liberalisierungsgegner haben sich genau dieses Argument zunutze gemacht und ein Bild gezeichnet, das das Öffnen aller Schleusen zeigte. Das ist aber natürlich falsch: Wir reden von kontrollierter Marktöffnung unter staatlicher Kontrolle.

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