Sonntag, 27. März 2011

FIFA: Kontrolle der Sportwetten erfordert internationale Zusammenarbeit

Samstag, 26. März 2011

Der zweite Tag des von der FIFA-Tochterfirma "Early Warning System GmbH" organisierten Kongresses konzentrierte sich auf das Thema der Überwachung und Regulierung von Sportwetten. In den Räumlichkeiten der FIFA in Zürich trafen sich Experten und diskutierten über die Struktur und Organisation des weltweiten Wettmarktes, über die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen für Wettanbieter und darüber, wie dieser Markt am besten zu regulieren sei.

Auch über mögliche Sanktionsmöglichkeiten gegen "schwarze Schafe" im Wettgeschäft wurde gesprochen und auf die Schwierigkeiten und Grenzen hingewiesen, die den internationalen Sportverbänden wie der FIFA beim Schutz der Integrität des Sportes gesetzt sind.

Als Einstieg in die Diskussion wurde den Teilnehmern gleich zu Anfang noch einmal die Dimension des Wettmarktes vor Augen geführt. Während in der Sportindustrie insgesamt weltweit pro Jahr USD 300 Milliarden umgesetzt werden, sind es im Bereich der Sportwetten USD 350 bis 400 Milliarden. Vielleicht sind es noch mehr, da man davon ausgeht, dass rund 50% der Wetten auf dem Grau- oder Schwarzmarkt gemacht werden, über den es keine verlässlichen Zahlen gibt.

"Der Markt ist riesig, und wo viel Geld ist, da ist immer auch Betrug und kriminelle Energie zu finden", stellte Prof. Christian Werner von der Fachhochschule für angewandtes Management in Erding (Deutschland) fest. Sportwetten verbinden Leidenschaft, Spielfreude und Hoffnung auf pekuniäre Vorteile. "Wetten ist menschlich und Menschen werden immer wetten", sagte Werner.

"Gegen Wetten hat auch niemand etwas", stellte der Direktor der Rechtsabteilung der FIFA, Marco Villiger, klar. "Uns geht es darum, die Integrität des Spiels zu schützen und gegen die Arten von Wetten vorzugehen, die diese gefährden. Dazu gehören das Ausnutzen von Insider-Wissen und Wetten im Zusammenhang mit Spielmanipulationen."

Um den Wettmarkt zu beobachten und auf derartige Vergehen aufmerksam zu werden, setzt die FIFA ihre Tochterfirma Early Warning Systems GmbH (EWS) ein, die seit 2004 intensiv den Wettmarkt beobachtet und überwacht. Ihr Sprecher Thomas Spöring gab den Zuhörern einen Überblick über die verschiedenen Wettarten und wies darauf hin, dass inzwischen die Hälfte aller Wetten sogenannte Live-Wetten seien, was schnelles Handeln erforderlich und die Überwachung noch schwieriger macht.

Mit einem technischen System analysiert die EWS für die FIFA und andere Organisationen viele Wettangebote, Quoten und Ausschüttungen. "Stellen wir eine Auffälligkeit fest, so gehen wir dieser nach und informieren gegebenenfalls die Verbände und Rechtsorgane, um weiter Maßnahmen anzustoßen", erklärte Detlev Zenglein, zuständig für Wettbewerbsanalyse bei der EWS. Doch damit man überhaupt Sanktionen verhängen kann, muss der Betroffene dem entsprechenden Regelwerk unterstellt sein.

Die FIFA hat die statuarische Grundlage in ihrem Disziplinar- und Ethikreglement geschaffen, die für diejenigen Personen gelten, die als Spieler, Schiedsrichter oder Funktionäre dem Regelwerk der FIFA unterstellt sind. "Um die Integrität des Sports zu schützen, müssen alle Beteiligten mithelfen. Wir begrüßen es daher sehr, dass das IOC kürzlich eine Arbeitsgruppe aufgestellt hat, in der Regierungsvertreter, Sportverbände und Wettanbieter gemeinsam nach Wegen suchen, die internationale Zusammenarbeit zu verstärken und effizienter zu machen", erklärte Villiger.

Gerade in Europa ist das gar nicht so einfach, da der die Europäische Union noch keine Bestimmungen erlassen hat, die spezifisch den Bereich der Sportwetten betreffen. "Es gibt keine einheitlichen EU-Normen", erläuterte der Schweizer Anwalt Muresan. "Die Mitgliedsstaaten haben recht große Spielräume für nationale Rechtsprechung und können zu einem gewissen Grad den Wett-Markt regulieren und gegebenenfalls auch einschränken", fügte Muresan hinzu.

Da eine einheitliche Rechtsprechung in absehbarer Zeit in Europa auch nicht zu erwarten sei, solle man - völlig unabhängig von nationalem Recht - bei der Überwachung des Wett-Marktes versuchen, sich auf ein verantwortungsvolles Miteinander von Wettmarkt und Sportverbänden zu einigen, riet Zenglein von der EWS.

Die Situation ist komplex und es wird noch viel Arbeit nötig sein, die Bedrohung in den Grif zu bekommen. Die FIFA hat mit diesem Kongress jedoch erneut dazu beigetragen, das Bewusstsein über die Bedrohung des Sports durch irreguläre Sportwetten zu schärfen. "Der Kampf ist komplex, aber der Fussball wird auch diese Bedrohung abwenden und überstehen", sagte FIFA-Präsident Joseph S. Blatter.

Quelle: www.fifa.com

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